Das Differenzielle Lernen und Lehren (Schöllhorn, 1999) ermöglicht es Lehrern, Trainern und Therapeuten, Lern- und Trainingsprozesse individuell und situativ anzupassen. Dabei nutzt das Differenzielle Lernen eine allzu menschliche Eigenschaft aus: Wir machen Fehler...
„Veränderung ist die einzige Konstante.“
„Schwankungen sind eine Bedingung für Leben.“
„Aus Fehlern lernt man.“
Diese alten Weisheiten kreisen schon lange in vielen Köpfen und dennoch hält sich hartnäckig die Idee, dass Bewegungen dadurch gelernt werden, indem man sie möglichst häufig wiederholt und die dabei auftretenden Fehler stets korrigiert. So verständlich der Wunsch nach Sicherheit und Stabilität in vielen Bereich des Lebens sein mag, im Bereich des Sports/der Bewegung ist der Versuch, keine Fehler begehen zu wollen schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Im Gegenteil: Menschliche Bewegungen zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie ständig Schwankungen unterliegen, ständig kleinere „Fehler“ passieren. Doch genau in diesen Fehlern und Schwankungen liegt der Schlüssel zu (neuen) Lernfortschritten...
Da Schwankungen und Fehler nicht zu vermeiden sind, greift das Differenzielle Lernen und Lehren diese auf und entwickelt aus Ihnen Bewegungsaufgaben und -anweisungen, die konstruktiv zur Verbesserung von Bewegungsabläufen, Steigerung konditioneller Eigenschaften und Optimierung von Taktiksystemen beitragen.
Zahlreiche Studien (siehe hier) konnten zeigen, dass mit dieser innovativen Methode mindestens die gleichen Ergebnisse wie mit bekannten Vermittlungskonzepten erzielt werden – jedoch in kürzerer Zeit. Außerdem sind diese Leistungsverbesserungen über längere Zeit erfolgreich abrufbar, d.h. die in das Lernen investierte Zeit zahlt sich auch langfristig aus.
„Zeit ist knapp, Zeit kostet Geld.“
Ein ständiger Begleiter in Schule und Verein ist mittlerweile die Frage nach der effizienten Nutzung der knapper werdenden Zeit: Unterrichtszeiten werden gekürzt jedoch sollen weiterhin die gleichen oder noch bessere Leistungen erbracht werden. Athleten, die dem steigenden Leistungsniveau gerecht werden wollen, beginnen immer früher mit umfangreichem Training.
Die gesellschaftlichen, institutionellen und personellen Bedingungen sind ständigen Veränderungen unterworfen – und doch greifen wir immer zu Methoden, die unter anderen Bedingungen erfolgreich waren. Was aber, wenn diese Methoden und die neuen Gegebenheiten nicht länger zusammen passen? Wir wollen mit diesem Workshop aufzeigen, dass eine Steigerung der Effizienz auch anders erfolgreich funktioniert.
Zunächst knüpfen wir gemeinsam mit Ihnen an bekanntes Wissen an und bieten anhand jüngster Erkenntnisse aus der Neuro-, Sport- und Bildungswissenschaft einen allgemeinverständlichen Überblick über die wissenschaftliche Basis des Differenziellen Lernens an:
Warum lassen sich „Fehler“ nicht vermeiden? Und wie ist es möglich, dass es ausgerechnet diese „Fehler“ sind, die uns voranbringen? Gemeinsam mit Ihnen werden darauf aufbauend praktische Konsequenzen erarbeiten und Situationen aus verschiedenen Bereichen des Sports (Kondition und Technik) aber auch im Beruf, Alltag und Alter einmal etwas anders betrachten. Dabei werden sie selber erfahren, wie sich das Differenzielle Lernen von anderen Methoden unterscheidet - und sie werden lernen, wie sie selber das Differenzielle Lernen im Training oder Unterricht einsetzen können, um ihren Athleten oder Schülern zu Fortschritten zu verhelfen und die (knappe) Zeit effektiv zu nutzen.
Wir freuen uns, Sie in Mainz begrüßen zu dürfen
W.I. Schöllhorn
Hendrik Beckmann
Patrick Hegen